Fragen an IVG
- Wie funktioniert die Reparatur (Verstärkung) + (Ventil neu)?
Antwort IVG: Bei der Verstärkung wird von Innen ein zusätzliches Stahlrohr mit Halte- und Dichtelementen jeweils unter und über den Schwachstellen kraftschlüssig mit dem „gesunden“ Förderrohr verbunden. Dieses System ist so dimensioniert, dass es mehr Last tragen kann, als das „gesunde“ Förderrohr. Zum Nachweis, dass dies wirklich so ist, wurde die Technische Universität Clausthal mit einem Belastungstest dieses Systems beauftragt. Die Testergebnisse sind zur vollsten Zufriedenheit ausgefallen. Selbstverständlich wurden auch diese dem LBEG ausgehändigt.
Die Verstärkung wird mit Hilfe eines speziellen Gerüstes mit Druckschleuse eingebaut. Das ist der große rote Turm, den Sie in den letzten Tagen bereits bei uns im Kavernenfeld sehen konnten.
Da diese Verstärkung das bisherige Untertage-Sicherheitsventil überbrückt, wird nun oberhalb dieses Bauteils ein neues Untertage-Sicherheitsventil eingebaut. Im Ergebnis ist die Schwachstelle damit dauerhaft verstärkt und die mehrfach wirkenden Sicherheitssysteme sind vollständig erhalten geblieben. Während der gesamten Arbeiten ist die Kaverne mit zwei voneinander unabhängigen Stopfen hermetisch abgesperrt.
Hervorzuheben ist an dieser Stelle, dass es sich bei dieser Verstärkung nicht um eine „Sonderlösung“ für Etzel handelt, sondern vielmehr um hochfeste Bauteile, die in dieser Art standardmäßig im Gas- und Öl-Sektor verwendet werden.
- Wie wird der Druck, den der Sicherheitspacker hydraulisch ausübt, an dem Rohrstrang abgeführt, ohne dass es zu Spannungen an den äußeren Rohren kommt?
Durch eine besonders groß dimensionierte Kontaktfläche zwischen Halteelement und Förderrohr wird eine gleichmäßige und verformungsfreie Lastverteilung auf das Förderrohr sichergestellt. Die maximal auftretenden Lasten bleiben dabei immer unterhalb der Tragfähigkeit des Förderrohrs. Dies wurde auch so praktisch bei der TU Clausthal getestet.
Da sich zwischen Förderrohrtour und der zementierten Schutzrohrtour ein offener Ringraum befindet, werden auch diese nicht beeinflusst.
- Vordruck auf Kontrollringraum?! Sabotageschutz gegen Manipulation an Kopfflansch?
Der hydraulische Vordruck auf dem Kontrollringraum beträgt ca. 5 bar. Dieser Ringraumdruck wird kontinuierlich überwacht (über Drucksensoren und Messwertübertragung in die ständig besetzte Messwarte).
Ein Sabotageschutz ist neben den vorhandenen Objektschutzeinrichtungen über die Bauform des massiven Kavernenkopfes gegeben. Die Einrichtungen sind nach den Vorgaben der Störfallverordnung ausgelegt.
- Dem Bürger wird ja viel zugemutet, immer wenn ein Problem der IVG auftaucht, gibt es eine Versammlung. Wie viele Versammlungen muss der Bürger noch verkraften, wo es um unsere Sicherheit geht?
Unabhängig von den aktuellen Ereignissen hat IVG Caverns bereits in 2010 das IVG Kavernen-Informations- zentrum Etzel eingerichtet, welches ein Bürgertelefon, eine Internetseite und ein Besucherzentrum beinhaltet. Darüber hinaus ist IVG gern bereit, bei aktuellen Fragestellungen, die im öffentlichen Interesse stehen können – wie jetzt z.B. Anlagensicherheit –, im Rahmen öffentlicher Veranstaltungen Rede und Antwort zu stehen. Ziel dieser Veranstaltungen ist es, Verständnis für bestimmte Vorgänge am Standort, größtmögliche Transparenz und damit Vertrauen in IVG Caverns und die hier tätigen Gasspeicherunternehmen herzustellen.
Unabhängig davon tagt der Kavernenbeirat regelmäßig (2 - 3 mal / Jahr) öffentlich, um aktuelle Themen zum Kavernenstandort zu behandeln.
- Ist die Anlage sicher? Ja oder nein.
- Besteht oder bestand je Gefahr für Natur und Menschen?
- Warum wurde bei der Abnahme durch das LBEG die fehlerhaften Ventile nicht bemerkt?
Ja, die Betriebsanlagen der IVG sind sicher.
Bei den Strangabrissen an den beiden Kavernen bestand zu keiner Zeit Gefahr für Mensch und Natur. Die Gaskavernen in Etzel sind durch ein Mehrfach-Barrieren-System geschützt, so dass selbst bei Versagen einer Barriere (z.B. Leckage oder Abriss), die zweite dahinter liegende Barriere in vollem Umfang wirksam ist.
Für die fehlerhafte Schweißnaht lagen Materialzeugnisse und Prüfergebnisse vor, die eine ordnungsgemäße handwerkliche Schweißung entsprechend dem deutschen und europäischen Regelwerk attestierten. Ein Mangel war weder für den Auftraggeber, noch die Aufsichtsbehörde vor dem Einbau erkennbar.
- Nach Strangabriss nur noch von Kopfflansch des Kontrollringraum Gasaustritt verhindert?
- Warum USV nicht ganz unten?
- USV Hilfsenergie-Abhängig?
Nach dem Strangabriss schützt zunächst die gasdichte äußere Schutzrohrtour sowie die gasdichte Abhängung und Verflanschung der Rohrtouren in der Kavernenkopfarmatur vor einem Gasaustritt (Mehrfach-Barrieren-System).
Untertage-Sicherheitsventile (USAV) können grundsätzlich oben oder unten im Gasförderstrang abgesetzt werden. Bei den in Etzel bisher eingesetzten Ventilen geschieht dies bauartbedingt regelmäßig im oberen Bereich des Förderrohrs. Alle Sicherheitsventile sind so ausgelegt, dass sie selbständig (mechanisch), ohne Hilfsenergie automatisch schließen.
- Wurde der Einbau der Erdsicherheitsventile genehmigt und wenn ja, durch wen?
- Hat es eine Abnahme gegeben, wenn ja, durch wen?
- Und weshalb ist nicht im Vorfeld aufgefallen, dass ein Verschweißen dieser verschiedenen Metalle zu diesen Schäden führt?
Der Einsatz von Untertage-Sicherheitsventilen wird durch die BVOT Niedersachen vorgegeben. Die grundsätzliche Genehmigung gemäß Sonderbetriebsplan obliegt dem LBEG.
Die Werksabnahme erfolgt durch den Lieferanten. Für die jeweiligen Abnahmen der Sachverständigen liegen Zertifikate vor.
Für die Durchführung von Schweißungen gibt es technisch anerkannte Verfahrensregeln (DIN-Normen), die genau festlegen, wie und mit welchem Ablauf Metallbauteile miteinander verschweißt werden können. Jede Schweißnaht wird anschließend einer Qualitätsprüfung unterzogen (z.B. Ultraschall, Röntgen, Farbeindring-Prüfung), um den Erfolg der Schweißung zu belegen. Der Prozess wird dokumentiert.
Im konkreten Fall wurde der Technologie-Weltmarktführer aufgefordert, die für die Einsatzbedingungen optimalen Materialien auszusuchen und einzusetzen. Für IVG Caverns gab es keine Anhaltspunkte an dieser Kompetenz zu zweifeln.
- Ist aus der Art von Auswahl und Einbau der Sicherheitsventile nicht auf mangelnden Sachverstand der Verantwortlichen zu schließen?
- Kann die Bevölkerung sicher sein, dass das Reparaturverfahren größerem Sachverstand entsprungen ist?
Bei der der Auswahl von technischen Bauteilen in der Bohr- und Komplettierungs-Industrie orientiert man sich am internationalen Stand der Technik und aktuellen Normen.
Entsprechend kommen bei den Bohrungsausstattungen in Etzel hochwertige Serien-Ausrüstungsteile namhafter Hersteller zum Einsatz. Unabhängig davon werden in der Planungsphase durch IVG und beteiligte Ingenieurfirmen bzw. Sachverständige Alternativen für die Bohrungskomplettierung geprüft, um am Ende für die Funktion (Wirkung, Installation, Betrieb, Wartung etc.) die bestmöglichste Lösung zu finden und einzusetzen. Der Entscheidungsprozess wird mit dem LBEG abgestimmt.
Untertage-Sicherheitsventile – die auch im Offshore-Bereich verwendet werden – werden bereits seit mehreren Jahrzehnten standardmäßig bei Gaskavernen in Europa verbaut.
- Ist mit 100%er Sicherheit geklärt, dass der Strangabriss tatsächlich durch das Schweißverfahren hervorgerufen worden ist und nicht durch bergmechanische Auswirkungen?
Die betreffende Schweißnaht wurde durch einen unabhängigen Gutachter untersucht und als Ursache für den Strangabriss identifiziert. Gebirgsmechanische Einflussnahmen können ausgeschlossen werden, da an der Bohrung trotz intensiver Untersuchungen keinerlei Veränderungen festgestellt werden konnten, die es im Falle einer Gebirgsbewegung hätte gegeben müssen.
- Weshalb gewährt man der IVG einen Aufschub von 5 Jahren, um eine endgültige Lösung für dieses Problem zu finden und lässt eine behelfsmäßige Zwischenlösung zu und nimmt in Kauf, dass sich vor allem während der Zeit dieser behelfsmäßigen Reparatur die Gefahr eines unkontrollierten Gasaustritts massiv erhöht?
Mit der jetzt in Ausführung befindlichen Maßnahme werden die Förderstränge im Bereich der Schwachstelle dauerhaft verstärkt. Ziel der Maßnahme ist es dabei, das nicht ausschließbare Risiko weiterer Strangabrisse an den Gaskavernen dauerhaft zu vermeiden. Mit diesem Verstärkungsrohr und dem darüber befindlichen neu installierten USAV ist die Gaskavernenbohrung daher dauerhaft sicher.
Die Gefahr eines unkontrollierten Gasaustritts ist im Übrigen durch das Sicherheitsprinzip des Mehrfach-Barriere-Systems nicht gegeben. Die Sicherheit des Kavernenbetriebes ist nicht gefährdet. Die Entscheidung für die Verstärkungsmaßnahme wurde aufgrund der erheblich schnelleren Umsetzung im Vergleich zu einem vollständigen Austausch der Förderstränge getroffen.
- Glauben Sie wirklich, daß Richter, Anwälte und auch Beklagte den hiesigen Pressespiegel und dieses „Runterspielen“ hier zu dem Fall nicht verfolgen?
Es geht nicht um das „Runterspielen“ von Besorgnissen oder Sachverhalten, sondern um das Erklären vermeintlicher Widersprüche. In der Klageschrift wird dargelegt, welche Schäden generell von Bauteilen ausgehen können, die Mängel ausweisen wie die in der Kavernenanlage Etzel verbauten Komponenten. Allein aufgrund der Tatsache, dass die Kavernen in Etzel über ein mehrstufiges Sicherheitssystem verfügen, treffen diese grundsätzlichen Erwägungen zu Schadensszenarien nicht auf den hiesigen Standort zu – wie an gleicher Stelle in der Klageschrift beschrieben. Dieses Mehr-Barrieren-System hat bereits im vergangenen Jahr dafür gesorgt, dass die Strangabrisse abseits der finanziellen Schäden ohne Konsequenzen für Menschen und Umwelt blieben.
- Wie erklären Sie den massiven Widerspruch zwischen dem Schreckensszenario, dass die Klageschrift beschreibt und den Versicherungen der IVG und LBEG, dass keine Gefahr bestehe, obwohl in der Klageschrift detailliert auf die Schäden in Etzel eingegangen wird?
- Hält man amerikanische Richter für so unintelligent, dass sie das Aufbauschen eines unverhältnismäßigen Schreckensszenarios nicht bemerken?
In der Klageschrift wird dargelegt, welche Schäden generell von Bauteilen ausgehen können, die Mängelausweisen wie die in der Kavernenanlage Etzel verbauten Komponenten. Aufgrund der Tatsache, dass die Kavernen in Etzel über ein mehrstufiges Sicherheitssystem verfügen, treffen diese grundsätzlichen Erwägungen zu Schadensszenarien nicht auf den hiesigen Standort zu – wie auch in der Klageschrift beschrieben. Dieses Sicherheitssystem hat bereits im vergangenen Jahr dafür gesorgt, dass die Strangabrisse abseits der finanziellen Schäden ohne Konsequenzen für Mensch und Umwelt blieben.
- Welchen Einfluss hat Transparenz und Kommunikation auf die Haltbarkeit von Schweißnähten bzw. auf bergmechanische Bewegungen?
Grundsätzlich keinen. Allerdings hätte die IVG als Gesamtheit besser und bereits im Vorfeld transparent ihr berechtigtes Interesse erläutern müssen, dass mit der Klage in USA die Verantwortung für die Mängel und die damit verbundenen wirtschaftlichen Schäden festgestellt werden soll.
- Wie kann die Bevölkerung das verlorene Vertrauen zurückgewinnen, wenn die Informationspolitik der IVG nach eigenen Angaben auch nach dem Ölunfall, wo bereits Besserung beteuert wurde, mangelhaft ist?
Die IVG Caverns wird den eingeschlagenen Weg der offenen Kommunikation fortsetzen. Innerhalb der Gruppe werden Abstimmungsmechanismen eingeführt, die künftig widersprüchliche Aussagen zwischen einzelnen Gesellschaften vermeiden sollen.
- Es gibt eine Übersetzung der Klageschrift, die den Ratsmitgliedern zur Einsicht vor der Veranstaltung gegeben wird. Was spricht dagegen, diese Übersetzung auch den Bürgern zur Information zugänglich zu machen?
Die Klageschrift kann gerne bei der IVG Caverns eingesehen werden.